In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des „Artist Feature“ sind 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. Heute mit den Wiener Rappern Juda & Kurd.Y..
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Die heutige Ausgabe widmet sich den beiden österreichischen Underground MCs Juda und Kurd.Y. Die beiden Wiener kennt ihr vielleicht schon, denn vor ein paar Wochen hatten wir bereits ihr 90s Rehab Mixtape auf dem Blog. Der Name ist Programm, denn Juda und Kurd.Y rappen grundsätzlich über classic Boombap-Material und erzeugen damit eine knisternde Retro-Atmosphäre.
Im Interview sprechen die beiden über Ihre Anfänge in der Hip-Hop-Kultur, wegweisende Erfahrungen im Ausland, ihr Verhältnis zur Wiener Rapszene und vieles mehr. Viel Spaß beim Lesen!
Wo in Wien geht ihr gerne essen? Habt ihr eine Art Lieblingslokal?
Juda: Ich könnte jeden Tag Schnitzel essen. Check out: „Gmoa Keller„. Und ich bin auch süchtig nach scharfen Thai-Suppen. Dafür empfehle ich das Bhung-Bui im 7. Bezirk, gekocht von 2 Thailänderinnen: Homecooking – da original stuff.
Kurd.Y: Dort wo es mich hinzieht oder mich Freunde hinziehen.
Was ist eure Leibspeise?
Kurd.Y: „Iprach“ aka „dolma“ aka gefüllte Weinblätter, Tomaten, Melanzani etc… Meine Mutter macht die Besten!
Welches Buch habt ihr zuletzt gelesen?
Juda: Charles Bukowski – „Fuck Machine“. Erotische Albträume, da funky stuff.
Kurd.Y: Hab sehr lange nicht gelesen, seit paar Monaten wieder. Salman Rushdi – „Joseph Anton“.
Wie und wo habt ihr das letzte Silvesterfest verbracht?
Juda: War besoffen im 10. Bezirk (Wien X). Dritter Weltkrieg zu Sylvester.
Kurd.Y: Mit meinen geliebten Eltern first time Dubai. Dubai kann NICHTS!
Welche Musik habt ihr aktuell auf eurem Walkman/MP3-Player?
Juda: ich höre gerade viel Roc Marciano und Freddie Gibbs.
Kurd.Y: Garage/Future Garage. I Love it!
Wenn ihr euch heute zurück erinnert: Seit wann rappt ihr und wie habt ihr zur Hip-Hop-Kultur gefunden? Haben etablierte österreichische Gruppen wie z.B. Texta und Total Chaos eine Rolle gespielt?
Juda: Habe wegen Tribe, Gang Starr, Pharcyde, Wu Tang, etc. angefangen zu rappen und auf Grund meiner damals wachsenden Liebe zur Botanik rund 1998 herum. Texta und Total Chaos waren für mich kein Einfluss.
Kurd.Y: Ich weiss nicht ab wann man es Rap nennt, aber die ersten Versuche waren 1995/1996. Ich hatte ziemliches Glück eine sechs Jahre ältere Schwester zu haben die mich, den kleinen Scheisser, überall mitnahm. Meine ersten Tapes bekam ich von meinem Cousin Gailan (Ich kann mich an NWA, Public Enemy, etc erinnern – Native Tongue veränderte meine Welt). Österreichische „Gruppen“ gab es damals für mich nicht. Vielleicht die Aphrodelics, aber auch nur weil ich der unsichtbare Shorty am Stephansplatz war und die Aphroes die einzigen waren die in „meiner Welt“ gerappt haben, also den Rap den ich kannte: Englisch.
Was hat eure Entscheidung beeinflusst ausschließlich auf Englisch zu rappen?
Juda: Was wäre die Alternative gewesen? Auf Deutsch zu rappen? Nein, danke!
Kurd.Y: Es war keine „Beeinflussung“. Es gab für mich damals nichts anderes. Also Normal.
Was macht ihr innerhalb der Woche an normalen Werktagen?
Juda: Scharfe Suppen essen und Bukowski lesen.
Kurd.Y: Büro bis 15 Uhr, danach Sommer mit freunden draussen-Winter mit Freunden drinnen. Easy life!
Juda, in einem Interview mit themessage.at habe ich gelesen, das du eine Zeit lang professionell Poker gespielt hast. Wie hat sich das damals ergeben? Bist du heute noch aktiv?
Juda: Poker in Wien ist nicht mehr was es war in 2009, entweder die sind zu gut geworden oder ich bin mit der zeit zu schlecht geworden. Mehr is es nicht.
Kurd.Y, 2005 zog es dich für drei Jahre in deine zweite Heimat, den Nord Irak, um dort weiter an deiner Musik zu arbeiten. Mit welchen Gefühlen und Erinnerungen verbindest du diese Zeit?
Kurd.Y: 2003 flog ich für acht Monate in den Irak, kam zurück nach Wien und flog 2004 wieder runter. Bis 2008 war es 70 % Kurdistan und 30% Wien-hin und her. Um die Musik gings nicht, die war nur Begleitung bzw. Self Medication. Viele, viele gemischte Gefühle – wenn ich es auf einen Punkt bringen muss: Ich sehe viele Dinge anders. Das „Wiener Leben“ ist sehr Glashaus und ich bin sehr spirituell geworden. Ich habe verstanden das wir alle irgendwann gehen und das GUTES zu tun eine der Essenzen im Leben ist. Kopffick inklusive.
Seit Sommer 2007 finden im Wiener Kulturzentrum „1BM“ regelmäßig Freestylesessions statt. Seid ihr dort auch manchmal am Start? Gibt es Berührungspunkte zur Wiener Rapszene?
Juda: Wir haben letztes Jahr einen Auftritt bei dem „Fest der Reime“ gespielt. Waren auch mal freestylen, aber das wars auch schon.
Bitte erzählt uns eine Story von einem eurer Auftritte oder aus dem Produktionsalltag.
Juda: Denkwürdiger Auftritt bei einer Benefiz Veranstaltung in Bratislava für Palästinensische Flüchtlinge. Der Absinth war sehr billig, der Sliwowitz war noch billiger…
Kurd.Y: Ich habe nur zwei Bilder: die geschockten Gesichter der Gäste und Juda Luftgitarre spielend. An mehr will ich mich nicht erinnern, lasst mich in Ruhe!
Rapid Wien oder Austria Wien?
Juda: FC Kongo.
Kurd.Y: Nur WM und 2 Euro Wette auf Spielstand 7:1.
Max B oder Rick Ross?
Kurd.Y: Max B kenn ich nicht und Rick interessiert mich nicht.
Die Hip-Hop Szene in Wien ist …
Juda: Überschaubar, aber gut für Überraschungen.
Kurd.Y: Die „Szene“ die ich mich angehörig fühle lebt in all ihren „4“ Elementen.
Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …
Juda: Prügel ich mich mit dem Türsteher.
Kurd.Y: Will ich wie die drei Stunden davor mit niemandem Reden und Energie laden.
Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von, …
Juda: Erich Schleyer.
Kurd.Y: Von meinen Engsten und Besten.
Dort, wo ich herkomme, ist das wichtigste, …
Juda: Besser Ski-fahren zu können als deutsche Touristen.
Kurd.Y: Menschlichkeit, Respekt und Loyalität.
Was habt ihr vor dem Interview gemacht?
Juda: Die Disko-Mukkis trainiert.
Kurd.Y: Waschmaschine.