In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. Heute mit LMNZ.
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LMNZ ist ein wahrer Tausendsassa: Seit über 15 Jahren lebt der gebürtige Fuldaer die Hip-Hop Kultur, produziert, schreibt und mischt seine Tracks selbst. Vor gut vier Jahren brachte er sein Debütalbum „Worldwide Rap“ heraus, auf dem 76 Artists in über 29 Sprachen (!) vertreten sind und machte damit einmal mehr deutlich, das Hip-Hop eine weltverbindende Kultur ist.
Neben der Musik hält LMNZ auch Vorträge im In- und Ausland und sprache sogar einmal vor dem europäischen Parlament über die zentralen Werte des Hip-Hop. Das alles fanden wir so interessant, das wir LMNZ zum Artist Feature eingeladen haben, nachdem wir uns auf dem Plötzlich am Meer Festival in Polen zufällig begegnet sind.. Das Interview findet ihr hier:
Wo in Berlin gehst du gerne essen? Hast du eine Art Lieblingslokal?
Ich gehe gern in meiner Nachbarschaft türkisch essen zwischendurch, z.B. gibt es die besten Gözleme befüllt mit allem was du willst bei „Gözleme“ in der Karl-Marx-Straße. In der Nähe ist Imren, wo ich immer meine Çay-Sucht stille. Spiegelei-Sucuk-Frühstück am Kotti bei Simitdchi, mit großem Çay for sure. Ich mag auch sehr gerne das Essen bei Senegambia, Toloc oder Café Mori. Aber am liebsten esse ich gerade die Gerichte, die meine Freundin zaubert. Sie arbeitet am Konzept für ihren eigenen Laden „GOOD & COOCOO“…Your Gaumen ain’t ready for this shiiit. :)
Was ist deine Leibspeise?
Daaayumn, da kann ich mich schwer festlegen. Ich brauche Abwechslung. Neulich hat meine Freundin so ein Gericht mit Chicken, Süßkartoffeln, Champignons, Feldsalat, Tomaten und angebratenen Sonnenblumenkernen gekocht. Ich glaube, das ist mein Favorit zur Zeit. DAAAAYUMN war das lecker!
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Ich lese gerade „Komplette Gesangstechnik“ von Catherine Sadolin, weil ich an meiner Atem- und Gesangstechnik arbeiten will. Ich habe das lange aufgeschoben, aber nun kann mich nichts mehr stoppen! Außer vielleicht so etwas wie das meine neue Gesangslehrerin z.B. letztes mal angefangen hat mit den Homeys vom African Store neben meiner Butze zu saufen, als wir üben wollten und ich auf sie gewartet habe.
Sie hatte eine alte Nummer von mir und wußte nicht mehr wo sie klingeln musste. Ich dachte erst sie hätte den Termin verplant, da in den Tagen irgendwie nichts geklappt hat, bei dem andere Menschen involviert waren. Solche Dinge halt. Die können mich vielleicht aufhalten. Das Leben. Aber sonst nichts (lacht).
Was geht bei dir für gewöhnlich an Silvester? Halli Galli oder eher ruhig?
Ich habe kurz vor Silvester Geburtstag und an Weihnachten wird ja auch gefeiert. Meist bin ich zu Silvester schon total durch (lacht). Ich bin auch kein Fan von aufgezwungenen Dingen im Sinne von „heute müssen wir feiern“ oder so was. Wenn ich Bock habe feiere ich oder ich lasse es bleiben.
Dieses Jahr lasse ich mich eventuell dazu überreden in Warschau zu feiern. Falls aber Beatgeeks im Monarch geht und ich in Berlin sein sollte, gehe ich da hin. Beatgeeks all day, sun. Much love and respect.
Welche Musik hörst du aktuell am liebsten?
Iamnobodi, Phonte & Foreign Exchange, Pharoahe Monch, Homeboy Sandman & Blitz the Ambassador.
2010 hast du dein Debütalbum „Worldwide Rap“ veröffentlicht. Auf den 19 Tracks hast du mit insgesamt 76 (!) Künstlern aus über 40 Ländern zusammen gearbeitet, die in 29 Sprachen singen und rappen. Das klingt erstmal sehr spannend und facettenreich, aber auch nach einem hohen organisatorischen Aufwand. Wie hast du das alles gemanaged und wie kam der Kontakt mit den Künstlern zustande?
Damals gab es dieses „MeinPlatz“, kennst du das noch? Ich habe mir von verschiedenen Kumpels 1-2 nice Künstler in jedem Land empfehlen lassen und habe mich dann bei denen in den Freundesliste nach weiteren Artists durchgeklickt, die in der selben Sprache singen. So habe ich sehr viel neue Musik entdeckt – danke Tom!
Wenn mir dann etwas gut gefallen hat, habe ich mir das in eine lange, geordnete Kartei gepackt. Wenn ich dann wusste „Hey, ich habe diesen Song zum Thema X, das ist der Beat und ich möchte genau da diese Sprache / diesen Künstler noch drauf haben“, dann habe ich je nachdem Kontakt mit Künstler, Label oder Manager aufgenommen. Viele waren auf Europatournee und ich habe mich vorher gemeldet und einen Termin beim Tourstopp in Berlin ausgemacht und von meinem Projekt erzählt.
Hat die Chemie beim Treffen gestimmt und es beiden Seiten musikalisch zugesagt, konnten wir anfangen konkret zu arbeiten. Oft gab es für die Artists 1-2 Offdays in Berlin und so konnten wir manchmal dann gleich vor Ort aufnehmen. Das größte Problem war die Arbeit mit den Künstlern, mit denen das nicht ging. Alle haben for free mitgemacht und somit konnte und wollte ich natürlich keinen Druck ausüben.
Am Ende haben ca. 150 Künstler fest zugesagt, von denen es die Hälfte dann aufs Album geschafft hat. Oft hieß es „Ja ich habe den Text gestern geschrieben und nehme Morgen auf.“ Auf weitere Nachfrage eine Woche später hieß es dann „Ja ich fange Übermorgen an zu schreiben“. Nach einem Jahr, wo das so hin und her ging musste ich dann resignieren und sagen: Okay, der bekannteste und beste Rapper Griechenlands wird wohl nicht auf dem Album sein.
Viele waren nicht ehrlich zu sich selbst und zu mir und so musste ich mir dann des Öfteren schweren Herzens neue Künstler suchen, die ähnlich gut & bekannt waren, von ihrer Art zum Thema des Liedes passend, den Beat fühlten und inspiriert und motiviert waren die Vision mit zu verwirklichen. Deshalb hat das ganze auch drei Jahre gedauert. Nochmals tausend Dank an alle Beteiligten!
Kannst du aktuell von der Musik leben oder gehst du nebenbei noch einer anderen Beschäftigung nach?
Ich kann von meiner Tätigkeit als selbstständiger Künstler leben. Das umfasst folgende Tätigkeiten und Einnahmequellen: Verkauf von Tonträgern, Downloads & Merch, Hip-Hop-Liveshows, Workshops, Vorträge, Shows auf Messen für Firmen, Musikproduktion für Künstler & Firmen, Tontechnische Arbeiten wie Mixing, Recording & Mastering für andere Künstler, Videoproduktion, Komposition und Texten.
Jeden Monat kommt das Geld mal mehr über den ein oder anderen Kanal. Es reicht zum Leben. Ich versuche das mit der Zeit immer mehr zu optimieren, die ersten Jahre der Selbstständigkeit sind meist nicht einfach, ob für einen Laden oder einen Künstler. Es erfordert viel Disziplin und hat oft weniger mit dem Musikmachen an sich zu tun, als man sich vielleicht wünschen würde. Aber ich mag und brauche die Abwechslung.
Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei dir aus, wenn du dich in der Produktionsphase befindest?
Bei mir ist wie gesagt eigentlich jeder Tag anders. Es kommt auch sehr auf das Projekt an und welche Rolle ich dabei übernehme. Letzte Woche habe ich ein Projekt einer mauretanischen Rapgruppe gemastert und teils auch gemischt. Da sitzt man den ganzen Tag am Sound und macht viele Pausen, um die Ohren zu entspannen. Da ich gerade 5kg zunehmen will, esse ich in den Pausen einfach viel (lacht).
Zur Zeit schreibe ich eigentlich hauptsächlich Texte auf Beats, die mir IAMNOBODI für eine gemeinsame EP gegeben hat, feile daran und nehme sie auf. Ich schaue, dass alle Lieder einen roten Faden haben, hole mir Feedback und setze mich wieder dran. Als selbstständiger Künstler bleibt mir neben der Arbeit nicht viel Zeit für andere Dinge. Ich mache drei bis vier mal die Woche Sport zum Ausgleich, treffe ein paar Freunde und chille mit meiner Freundin. Die Zeit verfliegt.
Hast du eine bestimmte Methode, um deinen Alltag optimal zu organisieren?
Meist mache ich die kreative Arbeit eher bis spät in die Nacht und tagsüber organisatorischen Kram. An sich versuche ich immer im Flow zu bleiben und arbeite mit To-Do-Listen. Der Punkt auf den ich am meisten Bock habe, den bearbeite ich dann in dem Moment. So bin ich für mich am produktivsten. Das geht natürlich nicht immer, aber da wo es geht, ziehe ich es auch so durch.
Im Laufe deiner Karriere hast du bereits unzählige Gigs in vielen unterschiedlichen Ländern gespielt. Bitte erzähle uns eine Anekdote von deinen Konzerten.
Ich habe z.B. mal einen TEDx-Talk in einem richtig schönen Theater in Belgien gehalten und am Ende auch einen Song gespielt. Mitten in der Rede merke ich plötzlich wie meine Gedanken abschweifen und ich eigentlich gar nicht mehr weiß, was ich da erzähle und wo ich gerade im Konzept bin. Aus Routine habe ich weitergeredet, aber mir dann gesagt „…warte mal, stop…du musst dich mal fokussieren“ (lacht).
Dann habe ich kurz inne Gehalten, nichts gesagt, ins Publikum geschaut (da waren ca. 900 Leute in Anzügen etc.), meinen Blick langsam schweifen lassen und dann langsam und ruhig „Aaaaahhhh Shit“ gesagt und alle haben gelacht. TED ist jetzt nicht unbedingt die Bühne wo man fluchen sollte, aber ich habe es wohl mehrmals im Talk gemacht (lacht). Danach habe ich einfach weiter gemacht und zwar noch ein bis zwei wichtige Punkte vergessen, aber na ja, shit happens. Am Ende war es ein aufregendes Erlebnis für mich, da ich nicht gewohnt bin Reden zu halten. Witzigerweise kamen viele Leute nach dem Event zu mir und meinten, mein Talk hätte das ganze Event aufgelockert und manche haben auch explizit eine CD gekauft, weil ich „Ahhhh Shit“ gesagt habe (lacht).
Wenn ich im voraus an Fehler denke lähmt mich das eher. Aber Fehler auf der Bühne zu machen hat auch eine ganz eigene Magie, wenn das passiert mag und genieß ich das irgendwie. Man lebt direkt und intensiv den Moment und ist gezwungen schnell zu improvisieren und handelt ehrlich und instinktiv. Man kann natürlich Fehler professionell handlen und so aussehen lassen, als wäre gar nichts passiert, sodass es kaum einer merkt. Aber manchmal genieße ich es einfach in der auf Perfektionismus getrimmten Ellenbogengesellschaft quasi nackt da zu stehen, ein Mensch zu sein, der Fehler macht und sich dann auch selbst dabei auf die Schippe zu nehmen.
Ist mir auch mal bei einer Performance in Kenia in einem Kinosaal passiert. 4 Minuten Acapella, die letzten zwei lines der zweiten Strophe vergessen und dann daraus einfach eine Show gemacht. Das hat mir am meisten Spaß gemacht. Mir sind die Lines nicht mehr eingefallen. Das Publikum hat mich angefeuert. Die dritte Strophe beginnt mit „The Question remains…“ Dann habe ich wieder inne Gehalten beim Anfangen und meinte noch „I mean besides the question what these last damn lines were“… Die Leute haben das gefeiert. Glück gehabt (lacht).
Herta BSC oder Union Berlin?
Ich habe früher jeden Tag Fußball gespielt nach der Schule, auch im Verein. Leider hatten wir irgendwann zu viele Rechte im Team, nachdem die Mannschaften zusammengelegt worden waren und somit habe ich den Spaß an dem Sport verloren leider. Für mich also eher Alba.
Wie sehen deine Pläne für die nächsten sechs Monate aus?
Eine bessere Atem- und Gesangstechnik zu entwickeln, meine EP „eARTh“ mit IAMNOBODI fertig machen, mir etwas Licht- und Blitzzubehör für eine Kamera kaufen, 5 kg zunehmen, einen Trip nach Thailand mit meiner Freundin machen, das Konzept mit Flowin IMMO für ein Geheimprojekt fertig stellen, einen Song mit Flomega machen, eine Reggae-EP, die ich gerade mit dem Bassisten von DUB INC (Frankreich) angefangen habe, vorantreiben und mich in diese Richtung in einem anderen Stil auszuprobieren.
Darüber hinaus möchte ich noch mehr Rap-Workshops für Kids & Jugendliche geben und bin deswegen gerade in Gesprächen mit zwei Agenturen bzw. Trägern, die so etwas organsieren.
Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von,…
ODB in seinen besten „Freestyle Drunk / High on TV“-Tagen. Die CDs sollten also am besten Videotauglich (aka DVD) sein, denn es ist sicher hundertmal so königlich ihn beim Sprechen auch zu sehen.
Fünf Minuten, bevor die Show losgeht,…
… machen wir albern aussehende / klingende Aufwärmübungen für Körper und Stimme, die den Teamgeist stärken und uns locker machen. Und wenn ich müde bin, kippe ich noch ’nen Shot Vodka-Energy.
Was hast du vor dem Interview gemacht?
Ich habe mir gerade „The Land Between“ im Kino angesehen. Kann ich sehr empfehlen, hier kurz die Handlung:
„The Land Between“ offers an intimate insight into the hidden and desperate lives of Sub-Saharan African migrants living in the mountains of northern Morocco. For most, their dream is to enter Europe by jumping a highly-militarised barrier into Melilla, a Spanish enclave on the African continent… It also explores many universal questions, including how and why people are prepared to risk everything, including their life, to leave their country, their family and friends, in search of a new and better life.“
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