Die Videobattleturniere VBT, JBB, BRT etc. können sich, wie die Erfahrung zeigt, als ein tolles Sprungbrett erweisen. Weekend, Battleboi Basti und Lance Butters scheinen in der Rap-Szene angekommen zu sein und auch die Zeichen für das Album von Spongebozz stehen gut.
Als aktueller VBT-Teilnehmer hat der Rapper Aytee vor allem im JBB 2014 viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und ich persönlich würde sagen, seine vergangenen und aktuellen Runden können so einiges.
DOWNLOAD: Aytee – Jeffrey (EP)
Begrüßt werden wir auf der EP „Jeffrey“ jedenfalls direkt mit dem Titeltrack. Macht schon gut was her: Aytee zerpflückt nicht nur das Didgeridoo-Sample, sondern auch den imaginären Gegner so dermaßen sicher und kompromisslos, dass man als Zuhörer fast schon nicht mehr mitkommt. Aytee, wie man ihn kennt. Zeit ist Geld und wenn man nicht genug davon hat, kann man es sich eben nicht erlauben, das Tempo zwecks Smoothness zu drosseln.
Die Battlestimmung zieht sich glücklicherweise fast durch die komplette EP und kann das Niveau des Titeltracks größtenteils halten. „Untergrund Febreze“, „MDMA“, „Funkyfresh“ und „Tupacs Söhne“ überzeugen durch stimmige Beats und eine starke Technik und lassen treue Battlerap-Fans nicht enttäuscht zurück. Man bekommt also auf den immerhin 12 Tracks – ein Skit, Intro und Outro inklusive – fast ausschließlich altbekannten „Auf die Fresse“-Rap zu hören, aber das wäre vielleicht auch etwas eintönig.
Track Nummer Drei „Blaues Meth“ gewährt bereits etwas kleinere, halbehrliche Einblicke in Aytees Leben fernab des Battleraps, aber immer unter dessen Deckmantel und erinnert somit ein wenig an den jungen Favorite:
Mein Therapeut fragt: ‚Was glaubst du, wo du in fünf Jahren bist?’ Ich halts fürn Scherz, lach erst und sag: ‚Ich versteh’ die Frage nicht’
Hinter dem irreführenden Titel „Der Tag danach“ versteckt sich keineswegs ein Song über Alkohol und den Kater, wohl aber eine amtliche skurrile Splatter-/ Horrornummer im Gegensatz zum leicht-schwächelnden Bruder namens „Happy Helloween“.
Ganz nach dem Motto, „Egal wer den Beat gebaut hat, hauptsache er passt“, wurde mit insgesamt über acht verschiedenen Produzenten zusammengearbeitet, darunter ausschließlich Nachwuchsproduzenten wie Meppobeatz, Scheppaciddy, FlaverBeatz und Acou.
Auch die Featureliste gestaltet sich sehr vielfältig, wobei es in diesem Fall dem Gesamtbild eher schadet, da einige der neun Künstler entweder nicht Aytees technische Fähigkeiten besitzen oder zu austauschbar klingen. In all dem Chaos gibt es gerade mal zwei wirklich rettende Inseln: Den bereits erwähnten Song „Der Tag danach“ mit Ace, bei dem sich Beide gut ergänzen und eine homogene Art des „Storytellen“ an den Tag legen. Und den Titeltrack mit Deelah, auf dem der Wuppertaler einen blitzsauberen Part abliefert. Wen wunderts, Deelah – Freestylerap since „Seitdem ich denken kann“.
Auf einer EP kann man ruhig weiter den Weg gehen, für den man gefeiert wurde – doch ein Album verlangt irgendwie immer mehr von einem Rapper. Facettenreich will man sich zeigen, muss aber gut ausgelotet werden. Ob Aytee diesen Akt meistern kann oder will, wird die Zukunft zeigen. Bis dahin bleibt seinen Anhängern ja eine neue solide EP, mit der er sicherlich auch einige neue Hörer für sich gewonnen konnte.
Checkt hier den Stream:
Tracklist – „Jeffrey (EP)“
01-Überraschungsei (Intro)
02-Jeffrey (feat. DeeLah)
03-Blaues Meth (prod. Scheppaciddy)
04-Der Tag danach (feat. Ace) (prod. MeppoBeatz)
05-Untergrund Febreze (feat. Ceno Limit & Kenny Kansas) (prod. Ceno Limit)
06-VBT (Skit)
07-MDMA (feat. Herr Kuchen) (prod. BeatBurgerz)
08-Funkyfresh (prod. Beatjunkie Rato)
09-Happy Halloween (feat. Kynda Gray) (prod. FlaverBeatz)
10-Tupacs Söhne (feat. Jürgen Klopper & Acou) (prod. Acou)
11-Bis zum Morgengrauen (feat. Blex) (prod. FlaverBeatz & Skytech)
12-Alles Cool (Outro)