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Interview mit Gregpipe über Live-Battles: “Den ‚Competition-Gedanken‘ hatte ich schon immer in mir drin.”

Autor: Gilbert | Kategorie: Deutschrap Interviews | 6. Dezember 2014 


Gregpipe

Seit 2005 schaue ich mich kontinuierlich durch die meisten Battle-Ligen dieses Planeten. Rückblickend kann ich sagen, dass mein erstes Battle, das ich verfolgt habe und mich weiter bei der Stange hielt, zum Glück Serius Jones vs Jin war:

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Damals ging es nur um Texte in schneller Wortfolge, prägnante Botschaften. Technik, Flow und Kreativität, aber auch Gestik und Mimik. Die Live-Atmosphäre heizte das Bühnenspektakel an und wurde mit Applaus und Anerkennung belohnt. Heutzutage finden sich Live-Battles im Internet wieder. Videos mit 100.000 Klicks, 20.000 Facebook-Likes. Dem Gewinner winkt ein Auftritt als Auszeichnung, vielleicht sogar ein Plattenvertrag. Den Teilnehmern des Video-Battle-Turniers (VBT) stehen alle Türen offen. Aus einem Boxkampf wurde ein Theaterstück. Es bleibt jedem selbst überlassen, ob dieser neu-gewonnene Punkt den „Spirit“ des Battleraps bereichert oder eher schädig. Fakt ist – es macht den Battlerap bei den verschiedensten Gruppen immer beliebter.

Ein MC, der alle Phasen des Battleraps live miterlebt hat, ist der Gregpipe. Ein Frankfurter MC, der sich in den Anfangszeiten seiner Karriere bei etlichen Freestylebattles wie den 1on1-Touren und den drei Teilen der „Feuer über Deutschland“-DVD-Serie einen Namen gemacht hat und nach einer musikalischen Schaffenspause zum ersten Mal in der Battlemania Champions League (BMCL) wieder in Erscheinung getreten ist. Wir unterhielten uns mit Gregpipe in einem ausführlichen Interview über seine Anfänge als Live-Battle-MC, seine allgemeine Affinität dazu, Fard, das heutige Niveau der deutschen Live-Battles uvm.

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Wie kam es bei dir zum Live-Battle?

Auf dem Track „Augenblick“ hatte ich meine ersten Gehversuche schon einmal kurz angerissen:

„Jeden Tag hingen wir drunk und stoned in Davids Keller/ Mit Co-Flow (Company Flow) oder Krumb Snatcha auf dem Plattenteller/ Freestylesessions und ich begann das Mic zu killn/ Rappte Texte nach von Lord Tariq oder Cypress Hill“.

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Wir haben nach der Schule oder in den Freizeitstunden immer bei David gechillt. Grüße an ihn an der Stelle! Er hatte damals schon 2 „1210er“ und die krassen Ami-Platten wie Cypress Hill, Krumb Snatcha, Lord Tariq, Peter Gunz und die ganzen Sachen vom Wu-Tang Clan am Start gehabt. Wir saßen im Keller, haben die Tracks gepumpt und ein anderer Kollege, MC Azahara, hat dann nebenbei immer angefangen dazu zu freestylen – was mich mega-angefixt hat! Daraufhin hab’ ich dann auch angefangen ein bisschen zu freestylen, was gleich recht gut klappte. Irgendwann hat ein Freund zu mir gesagt: „Dieses Wochenende chill’ ich mit Björn, der freestylt schon besser als du!“ Ab da an hat sich bei mir im Kopf ein Schalter umgelegt, im Sinne von „Nein, das kann nicht sein!“, und ich konnte plötzlich besser freestylen (lacht). Von da an bekam ich auch Probs und positives Feedback für meine Raps.

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Mein erstes festgehaltenes Battle mit einem gewissen Szenekontakt war 2003 als Separate und die Beatfabrik auf ihre „Wir batteln jeden Tour“ Halt in einem kleinen und engen Club in Frankfurt gemacht haben. Die Stimmung war dementsprechend aggressiv. Ich als kleiner Lauch hab’ mich dort gleich mit Separate gemessen, was meiner Meinung nach, ein Battle auf Augenhöhe war. Er hatte gute Lines – ich hatte ein paar und zusätzlich noch den Überraschungseffekt auf meiner Seite, weil Seppo zu dem Zeitpunkt schon etwas bekannter war.

Aber die Penner haben die DVD auch etwas geschnitten – so wie sie es immer machen! (lacht)

Kurz vor meinem Studium 2004 als ich in Amerika war habe ich zum ersten Mal von den 1on1 Battles gehört und dachte: „Krass, wenn ich wieder Deutschland bin, nehme ich daran teil!“. Zurück in Deutschland habe ich dann direkt Frankfurt und Dortmund gerockt. Danach kamen noch die All Riot Battles 1 & 2. Das waren so die Anfänge meiner Freestyle-Karriere.

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Was war dein persönlichstes bestes Battle?

Im Halbfinale vom All Riot 2 bin ich gegen Adi angetreten, der an dem Abend so „on fire“ war, und das Turnier dann auch später gewonnen hat. Vorher hatte ich bereits Fard 3:0 (Jury 2:0 plus Pub-likum) platt gemacht, was ich auch mal sagen muss, da er gerne in Interviews anmerkt: „Ja, den Gregpipe hab’ ich auch schon besiegt!“ (lacht). Auf jeden Fall das Battle gegen Adi war so krass! Leider gibt es davon keine Videoaufnahmen.

Das Finale gegen Shaban wird auch von vielen gefeiert.

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Eine Punchline auf die du besonders stolz bist?

Also aus der letzten Zeit würde ich sagen: „Ich wurde duch meine (V)Ferse berühmt wie Achilles“.,.Nüchtern betrachtet ist die eigentlich relativ simpel, aber ist schon nettes Wordplay. Ich hatte auch ein wenig Paranoia, dass die schonmal jemand hatte und mir dann jemand wieder vorwirft, ich würde biten (lacht). Hab‘ extra ein paar Rapperkollegen angerufen, um mich zu vergewissern, ob die jemand in dieser Form schon einmal hatte. Manche haben mir ja vorgeworfen, ich hätte die Kollegah-Line „am besten immer nur von hinten nehmen“ geklaut. Aber ich schwöre hohes Hip-Hop Gericht, ich bin unschuldig (lacht). Es ist halt einfach so, dass man manchmal auf dieselben Dinger kommt. Kollegah hatte auf irgendeinem Song auch mal „meine“ Schraubenzieher – Augenlider Line, die ich schon lange davor gebracht hatte. Das passiert halt einfach manchmal (lacht).

Wer war dein schwierigster Gegner?

Ich würde schon Fard sagen. Er ist einfach ein „slicker M*****f****r“ und hatte schon immer eine außergewöhnliche Aura gehabt. Wir verstehen uns auch heute noch, haben nur einen Tag nacheinander Geburtstag, sind dementsprechend das gleiche Sternzeichen und besitzen noch weitere komische Gemeinsamkeiten. Es herrscht einfach eine spezielle Chemie zwischen uns – eine Mischung aus Hassliebe, Competition, Respekt und Freundschaft. Er hat mich über die Jahre hinweg begleitet, auch wenn wir die letzten Jahre eher sporadischen bis gar keinen Kontakt miteinander hatten. Mittlerweile quatschen wir wieder ab und zu. Ich hab die Jungs ja auch auf der Talion Tour besucht und kurz wieder gegen ihn gebattelt.

Ich hätte mal Bock länger gegen ihn zu batteln, einfach rollen zu lassen, um zu sehen wer der Bessere ist.

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Wieso hast du dich im Gegensatz zu z.B. Fard nie komplett vom Live-Battle abgewandt?

Nicht nur, dass dort alles für mich angefangen hat – es ist eine Leidenschaft von mir! Den „Competition-Gedanken“ hatte ich schon immer in mir drin. Im Zeugnis aus meinem zweiten Schuljahr stand damals schon: „Er ist noch immer häufig in Streitigkeiten verwickelt und provoziert andere verbal durch verletzende Ausdrücke…“ (lacht). Vielleicht hängt es mit meiner Psyche zusammen, dass ich Freude habe mich mit Worten zu messen. Abgesehen davon hatte ich mich die letzten Jahre komplett von Rap entfernt.

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Du hättest nach den vier Jahren, aber genauso mit einem „richtigen“ Album und nicht mit einem BMCL-Battle zurück kommen können.

Ich habe natürlich noch Free-Tracks rausgehauen, aber die Gründung der BMCL hat zeitlich eben gepasst. Es war ein gutes Tool um mich den Menschen wieder ins Gedächtnis zu rufen, die mich von damals noch kennen und auf mein Album vorzubereiten. Da steckte auch kein großartiger Marketingplan dahinter.

Wie beurteilst du das Niveau der heutigen Freestyle-Battles?

Schwierige Frage, dazu müsste ich die deutsche Freestyle-Landschaft auch ein bisschen aufmerk-samer verfolgen, aber was ich sehe ist im Großen und Ganzen ganz gut. Es hat sich alles etwas eingependelt – die MCs, die dort antreten, wissen was Double-Rhymes sind; „choken“ auch nicht mehr, zumindest die Besseren; und haben ihre „Füller“. Das Einzige, was vielleicht fehlt, ist der absolute „Über-Killer“. Es ist alles geil und es gibt viele MCs und Lines, die ich feier, aber es ist keiner dabei, bei dem ich sage: „Woah, what the f**k!“.

Mittlerweile ist es auch nicht mehr eine Sparte über die du Berühmtheit erlangst. Die Nachwuchs-künstler machen lieber ihre Musik zu Hause und versuchen darüber an Aufmerksamkeit zu kom-men. Früher waren die Battles für viele ein Sprungbrett, da es wirklich nichts anderes gab wie z.B. das VBT.

Ab und zu besuch’ ich noch die ein oder andere 1on1– Veranstaltung. Allerdings ist durch die Tatsache, dass die Veranstalter die Freestyles mit Live-Auftritten mischen und dort eher ein Jam-Charakter herrscht, die eigentliche besondere Stimmung, die mich damals angezogen hat, ein we-nig verloren gegangen. Ich war schon lange nicht mehr auf einem höherwertigen reinrassigen Freestyle-Battle. Auch „Rap am Mittwoch“ ist für mich ein Format, dass eher einer Soap gleicht.

Höchstwahrscheinlich ist das Format einfach veraltet und Ligen & Acapellas liegen im Trend.

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Hier gelangt ihr zum ersten Teil „Interview mit Gregpipe über Dizaster: ‚Wie ein gut geschnürtes Paket oder eine russische Matroschka-Puppe’”

Gilbert
Gilbert hält euch von der Hauptstadt aus über die Entwicklungen im Deutschrap auf dem Laufenden.






2 Comments
Interview mit Gregpipe über seine Fitness-Passion: “Bis zu Km 30 war es geil – danach hat für mich dann der eigentliche Marathon begonnen.” (+ Exklusive-Track)
am 11. Januar 2015 um 19:27 Uhr


[…] Teils unserer Interviewreihe mit Gregpipe über seine Fitness- und Ausdauer-Passion (Teil 1 | Teil 2 | Teil 3). Als kleines Special spendiert uns der Frankfurt zudem noch den RAP-N-BLUES.com exklusive […]

Battle: Gregpipe & Mars B. vs. Bong Teggy & Brian Damage (Video)
am 23. August 2016 um 08:00 Uhr


[…] Gregpipe ein 4-teiliges Interview geführt, in dem es unter anderem auch um das Live-Batteln ging. HIER […]



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