Ein Rapper bei dem sogar meine Mutter sagt, dass er wie Rhymin Simon klingt: Noch keine 24 Stunden ist es her, da stieß ich durch unsere netten Kollegen von Rapblokk auf die kostenlose „Anfangsstadium“ EP von Jaxon.
DOWNLOAD: Jaxon – “Anfangsstadium” EP
Das Hervorrufen ungünstiger Assoziationen beim Lesen des EP-Titels (Creutzfeld & Jakob lassen grüßen!) und eine ziemlich erfolgslose Recherche („Genitalgäng“?!) schüren hier Ängste meinerseits. Nach zwei Durchläufen parallel zum sonntäglichen Hausputz kam ich zu folgendem Ergebnis:
1. Anscheinend ist die Geheimformel, um meine Aufmerksamkeit zu wecken, doch nicht so schwierig wie ich selbst gedacht habe. Du musst lediglich wie ein junger Rhymin Simon klingen und schon schreibe ich über dich. Easy going!
2. 9 Tracks und 27 Minuten Spieldauer: Die EP hat dem altbewährten Mixtape als Debüt-Release dem Anschein nach den Rang abgelaufen. Frei nach dem Motto „Qualität statt Quantität“ verlagert sich langsam aber sicher der Fokus bei Newcomern in diese Richtung. Die musikalische Vielfältigkeit wird gleich zu Beginn einer Karriere durch pointierte Tracks in Kombination mit eigenen Produktionen und eine durchdachte Themenwahl verfolgt.
3. Nun zu „Anfangsstadium“: Die EP besticht durch warme, gefühlvolle Melodien, jazzlastige Samples und einen analog klingenden Sound. Lediglich das gesellschaftskritische „Alltäglich“ fällt da ein wenig aus dem Rahmen.
Kritik, Selbstreflexion und das Gefühl purer, reiner Ehrlichkeit unter dem Deckmantel von Hip-Hop & Graskonsum bringt die EP ziemlich gut auf den Punkt. Die Themen werden hier zwar nur oberflächlich angekratzt (teils ernst, teils sarkastisch), dennoch hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass Jaxon nur über ein gefährliches Halbwissen verfügt.
Es ist interessant wie homogen Stimmfarbe, Texte und Beats ineinander greifen und dem Gesamtwerk eine „andere“ Note verleihen, die man zuvor noch nicht so oft gehört hat.
Allerdings ist bei der Vielzahl an Features (1,5 Solo-Songs bei nur 6 vollwertigen Tracks) selbstverständlich auch der ein oder andere Rapper mit von der Partie, auf den man liebend gerne verzichtet hätte. Vielleicht ist dies die Kehrseite der Medaille bezogen auf die EP-Mixtape-Thematik. Auch bleibt die Frage offen, ob der gute Jaxon über eine enormere Spieldauer zu überzeugen weiß.
Abgerundet durch zwei Interludes, die als Intro und Outro dienen, ist „Anfangsstadium“ ein recht ordentliches Debüt zum nebenbei Hören und Kopfnicken, das jedoch einiges an Atmosphäre zu bieten hat und sich so doch noch über den Durchschnitt hebt.