Nach einem Jahr der Stille meldet sich MXP mit einem neuen Künstlernamen und seiner „Remake EP“ zurück. Bei dem Release handelt es sich um eine EP mit Profil und Seele. Diese lässt sich nüchtern betrachtet auf drei Merkmale herunterbrechen: Elektronisch, schnell und persönlich.
Gleich zu Beginn erzählt der Hannoveraner auf einem schnellen und druckvollen Drum & Bass-Beat schonungslos ehrlich von seiner Kindheit. Geprägt von Sozialphobien, getrennten Eltern, Schulwechseln und Psychologen stellt er sich schon recht früh die Frage des Daseins. Das ist keine seichte, oberflächliche Verarbeitung von Klischee-Gefühlen, das hier ist echt. Dargeboten mit einer stimmlichen Experimentierfreudigkeit.
Inhaltsverzeichnis
Schneller Flow
Manchmal bedeutet authentisch sein auch einfach mal zu schreien – so wie in diesem Fall. Gleichzeitig packt MXP seine Markzeichen aus: Er hat ohne Frage eine verdammt schnelle Zunge und kann zudem noch die passenden Doubletimes dafür schreiben. Doch das Besondere ist, dass er scheinbar mühelos zwischen Raps im Rekordtempo und harmonisch angesungenen Zeilen hin- und herzuswitched.
Up-Tempo Tunes ohne Ende
Weiter geht’s mit „Unklar“, dem nächsten Up-Tempo Tune, der mit jeder Menge Post-Dubstep- und Future Garage-Elementen um die Ecke kommt. Hier wird klar, dass MXP einen Hang zur elektronischen Musik hat und für den Song gerne auch mal auf das „16 Bars + Hook“ Raster verzichtet. Stattdessen gibt es jede Menge wiederkehrende Zeilen untermalt mit Verzerrungseffekten und einer Doubletimestrophe über die rastlose Suche nach etwas Undefinierbaren.
Allgemein sei erwähnt, dass die musikalischen Referenzen des hier gewählten Produzentenkreises, bestehend aus Feonix, Manu Shrine, DPat, DJ Madd, Drip133, Shlohmo, Volor Flex und vielen mehr, weit über die eines Standard-Rap-Produzenten hinausgeht. Musikalisch wird hier ein schöner Mittelweg zwischen abseitigen und eingängigen Beats beschritten.
Doubletime Raps
So wie die Instrumentals prägen auch die Doubletime-Parts das Gesamtbild. Dennoch sind sie wohl dosiert und nicht nur Mittel zum Zweck und zeigen, was technisch alles so möglich sein kann. Mithilfe von dieser Be- und Entschleunigung treibt MXP die Songs voran und sorgt automatisch für Abwechslung.
Als wäre der sichere Umgang mit diesem Stilmittel nicht schon genug, macht MXP auch als Harmonizer eine richtig gute Figur. Auf „Regen“ besingt er den Verlust seiner großen Liebe. Es ist nicht die zu befürchtende Liebesschnulze, sondern beleuchtet äußerst reflektiert von beiden Seiten die Streiteren und Auseinandersetzungen.
Ein mindestens genauso passendes Thema ist seine Introvertiertheit, die er auf „Safe“ behandelt. MXP’s Gesang spielt definitiv nicht in einer „Rapper-Liga“, sondern viel weiter drüber. Die Features mit Silvio Vincent und Ikarus fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein.
Fazit
„Remake“ kommt mit einer eigenständigen Klangästhetik daher und braucht aufgrund seiner schönen Verstörtheit und schweren Verständlichkeit sicherlich eine Weile bis der Hörer die passende Gemütslage für diese EP gefunden hat. Hat er sie aber einmal gefunden, lässt einen die EP so schnell nicht mehr los.
DOWNLOAD: „Remake (EP)“ by MXP
Tracklist
01. Introlude (Anile Remake)
02. IMMNK (Feonix Remake) Tipp!
03. Unklar (Manu Shrine Remake) Tipp!
04. Kreis (Phaeleh Remake)
05. Erde (Dpat Remake)
06. Signal feat. Silvio Vincent
07. Explode feat. Ikarus
08. Regen (Drip133 Remake) Tipp!
09. Sage (Shlohmo Reamke)
10. Du (Volor Flex Remake)
2 Comments
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