RAP-N-BLUES.com besuchte das Duo Retrogott & Hulk Hodn bei ihrem Gastspiel im Berliner Club SO36. Wie die Stimmung war, könnt ihr hier nachlesen.
Ich gebe zu, dass ich mich bis dato nicht sehr intensiv mit der Musik von Retrogott & Hulk Hodn auseinandergesetzt habe. Doch traten die beiden mit ihrem Hip-Hop im Stile der alten Schule zur richtigen Zeit in Erscheinung und avancierten prompt zum absoluten Kritikerliebling. Aus diesem Grund ist man quasi schon damals nicht um sie herumgekommen. Auch live haben sie einiges an Vorschusslorbeeren bekommen. Um mir selbst ein Bild davon zu machen, ob sie diesen auch gerecht werden, habe ich mich an einem Mittwochabend ins SO36 gemacht.
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Die Location
Dort angekommen, erwartete mich schon die erste Überraschung: Ein komplett ausverkauftes Konzert, bei dem die letzten Karten kurz nach dem Einlass weggingen und eine respektable Schlange vor dem Kreuzberger Club, der eine Kapazität von ca. 900 Zuschauern hat.
In den Club geschafft, einmal durch die Runde geblickt, verblüffte mich auch das bunt gemischte Publikum aus jungen und älteren Fans. Vielleicht etwas vorurteilsbehaftet gedacht, habe ich eher mit einer stark männlichen Crowd, Mitte/Ende 20 mit Hang zum grünen Kraut gerechnet. Doch die Realität sah etwas anders aus: Neben dieser Art von Fan bestand die ersten Reihen größtenteils aus Jungs und Mädels, die man kleidungstechnisch eher in die Kategorie Cro einordnen würde. Der Stimmung tat es wahrlich keinen Abbruch.
Nachdem der aus Berlin stammende Producer Pavel mit seinem für den Abend passenden Mix anderthalb Stunden an den Decks für Stimmung sorgte, wurde um 21:30 Uhr – gefühlt etwas spät – der Live-Abend angepfiffen. Und natürlich lag die Temperatur schon bei gefühlten 40°C und man fühlte sich wie in einer Sardinendose.
Die Vorgruppe
Es betrat MC Shacke, eine Hälfte der Nordachse, die Bühne. Wer auf derben Humor, Fäkalsprache und eine helle krächzende Stimme steht, war heute im SO36 genau an der richtigen Adresse. Alle anderen im Raum konnten zu den gesampelten Beats und ihren knochentrockenen Drums kopfnicken. Mit dem Kommentar „Mehr Songs kann ich leider nicht…“ kam es unter tosenden Applaus noch zu einem Gastauftritt von MC Bomber (Artist Feature #115). Somit war die Nordachse komplett. Gemeinsam performten sie einige Tracks, die den bisherigen Auftritt hinsichtlich der erwähnten Attribute noch einmal getoppt haben. Mein Resümee nach 45 Minuten Nordachse: Eine Support-Act Kombo, die sich in puncto Stimmung erzeugen und das Publikum mitreissen eher wie ein Main-Act präsentiert haben.
Der Main Act
Um 22:15 war es dann Zeit für die Kölner Rap-Formation, die zunächst ihr Improvisationstalent zur Schau stellten und das Ganze dementsprechend ruhig angingen. Die Stimmung im Club war ziemlich entspannt und Retrogott spielte mit seinem Bruder im Geiste am DJ-Pult zur Einstimmung gleich einige Songs von der neuen EP „Sezession!“. Insgesamt präsentierten sie sich als technisch versiertes und eingespieltes Team, wobei jeder seine Fertigkeiten mit in die Waagschale warf: Retrogott mit seiner präzisen und klaren Art zu rappen und Hulk Hodn mit entspannten Samples und gut gesetzten Scratches. Zwischendrin der eine oder andere Trash-Talk mit dem Publikum.
Fazit
Ein Abend mit Retrogott & HulkHodn bedeutet 100% Rap ohne Verkleidung, bei dem der Zuschauer, wenn er zwischen den Zeilen liest, auch so einiges für sich herausziehen kann. Zwar ist das Ganze nicht jedermanns Sache und auch nach diesem Abend ist Retrogott & Hulk Hodn’s Mucke noch immer nicht so ganz meins, allerdings kann ich nun absolut nachvollziehen, weswegen man den Sound absolut feiern kann und sie sich damit eine beachtliche Untergrund-Fanbase erspielt haben.
Den Jungs scheint der Abend in Berlin auf jeden Fall gefallen zu haben:
Ohne Worte – das Retrogott&HulkHodn Konzert gestern im SO36. Wir hoffen ihr habt die legendäre Show der beiden genauso…
Posted by Flomo on Donnerstag, 7. April 2016
Retrogott & Hulk Hodn sind noch bis Anfang April durch Deutschland unterwegs. Checkt HIER die weiteren Dates der „Sezession!“-Tour.