Das Schanzenviertel in Hamburg ist ein Paradebeispiel für die Gentrifizierung in Deutschland. Das einstige Schmuddel-Image hat der Stadtteil zwischen Altona, St. Pauli und Eimsbüttel längst abgelegt und wird heute nur noch spöttisch als Galoa-Strich bezeichnet.
Das Straßenbild des Schanzenviertels ist geprägt von frisch sanierte Altbauten und überall wird gebuddelt und verschönert. Wer heute eine Eigentumswohnung in der „Schanze“ kaufen möchte, muss mit Quadratmeterpreisen um die 5.000 Euro rechnen. Dies lockt natürlich Begehrlichkeiten und führt dazu, das alteingesessene Läden wie das BP1 und das Bedford schließen mussten, da die Vermieter die alten Mietverträge nicht verlängern und lieber Kasse machen wollten.
Sind die alten Bars und Kneipen erst einmal raus, rücken keine neuen Gastwirte mehr nach, denn es werden keine neuen Gastronomiekonzessionen mehr vergeben. Stattdessen sprießen angesagte Mode-Boutiquen oder einfache Kiosk-Läden aus dem Boden, was zwangsläufig zu einem Niedergang der einstmals sehr ausgeprägten Kneipenkultur in der Schanze führt. Mittlerweile wird die Schanze als „Ballermann“ oder „Disneyland“ bezeichnet – eine Anspielung auf die günstigen Getränkepreise der Kioske und dem damit verbundenen oftmals lauten Andrang zu später Stunde.
Doch auch für alteingesessene Bewohner sieht es düster aus: In vielen Fällen müssen sie ihre altbekannte Umgebung verlassen, denn in den vergangenen Jahren sind die Mietpreise drastisch gestiegen und Eigentümer klagen immer häufiger auf Eigenbedarf.
Ich selbste habe fünf Jahre im Schanzenviertel gewohnt und hatte irgendwann keine Lust mehr darauf. Die Miete wurde immer teurer und das, was das Viertel einst ausgemacht hat, immer weniger. Aus diesem Grund bin ich Anfang 2014 umgezogen und habe eben auch mit großem Interesse die Spiegel-TV Reportage mit dem etwas blöden Titel „Hamburgs Schanzenviertel – Überleben in der Partyzone“ verfolgt. Worum es genau geht, hat Marc ganz gut zusammengefasst. In der Reportage geht es um:
[…]Ur-Bewohner die sich das Leben im Viertel nicht mehr leisten können, Käufer die gegen Gentrifizierung sind, aber dennoch die Preise bezahlen und Anwohner die das Viertel gegen Kommerzialisierung mit unterschiedlichsten Mitteln verteidigen oder die wie das Betahaus bezahlbaren Raum für Kreativität bieten […]
Clip:
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Via Marc