• Vielen Dank
  • Vielen Dank

Tyler, the Creator gelingt mit „IGOR“ ein großes Album (Review & Stream)

Autor: Carsten | Kategorie: Hip-Hop Alben International Musik News Reviews | 12. Juni 2019 


Tyler, The Creator

Zurück mit einem neuen Album: Tyler, The Creator präsentiert seinen Longplayer „IGOR“, Foto: (c) instagram.com/feliciathegoat

Acht Jahre ist es inzwischen her, dass der damals 19 Jährige Tyler, the Creator und Odd Future bei einem denkwürdigen Auftritt mit Sturmmasken und Gartenzwergen in der Late Night, Amerika den Atem raubte und eine Hysterie für sich und seine Crew auslöste.

Angetrieben von der Abstinenz einer Vaterfigur in seinem Leben, veröffentlichte das Enfant Terrible des Raps in der Zwischenzeit fünf radikale und progressive Soloprojekte. Allen voran das Grammy nominierte „Flower Boy“ (2017), auf dem Tyler erstmals innehielt und sich vom bis dato vordergründigen Ikonoklasmus verabschiedete.

Rückblick: Tyler, The Creator @ Jimmy Fallon

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mit dem Album entfachte der sonst so homophobe Künstler auch eine Diskussion über seine eigene Sexualität und zeigte sich dem eigenen Geschlecht deutlich näher als dem anderen („Garden Shed“).

Inhaltsverzeichnis

  • Wer ist dieser Igor?
  • Jeder Track als einzelnes Kapitel
  • Rap als Beimischung
  • Kein Punk mehr
  • Featuregäste bewusst im Hintergrund
  • „IGOR“ // Fazit
  • Tracklist
  • „IGOR // Album Streams

Wer ist dieser Igor?

Auf dem neuen Album schlüpft Tyler in die Rolle des Protagonisten Igor, um die Geschichte einer Liebe zu erzählen. Das diese Liebe keinen glücklichen Verlauf nimmt, wird schon auf dem Opener klar. Dieser grüßt rund 20 Sekunden lang mit einem verzerrten Synthesizer, der tief in das Seelenleben des Protagonisten blicken lässt. Die darauffolgenden Drums und die Adlibs von Lil Uzi Vert katapultieren „IGOR’S THEME“ dann zu einem der besten Intros der letzten Jahre.

Der Vorhang ist auf, die folgenden 40 Minuten Spielzeit werden groß.

Video: IGOR’S Theme

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Jeder Track als einzelnes Kapitel

Jeder Track auf „IGOR“ fungiert als eine Art Kammerstück. Als seien wir eingeladen auf eine Schnitzeljagd, entfaltet sich bruchstückhaft die Geschichte der tragischen Liebesbeziehung.

So erfährt der Hörer im Verlauf des Albums, dass sich der Protagonist nicht nur in einen Mann verliebt hat („You are my favorite Garcon“ – „A BOY IS A GUN“) und dieser nicht zu seiner Sexualität steht („Take your mask off […] stop lying to yourself“ – „RUNNING OUT OF TIME“), sondern sich auch noch in einer Beziehung mit einer Frau befindet („She can’t compete with me“ – „GONE, GONE / THANK YOU“)

Video: „A BOY IS A GUN“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Rap als Beimischung

Rap findet auf dem Album nur gut dosiert statt. Die ersten Rap-Zeilen finden sich erst auf der zweiten Hälfte, des zweiten Tracks. Vielmehr nutzt Tyler seine Kopfstimme und Sprechgesang – mal vollständig verzerrt, mal im Pitch. Es wird deutlich, dass Tyler wünscht er hätte ein Falsett wie sein großes Vorbild Pharrell. Er hat es nicht und das ist auch nicht schlimm. Redundanz wird zum prägenden Stilmittel, welche die Wichtigkeit der Zeilen unterstreicht.

Musikalisch verpackt wird das Drama in einer ausschließlich von Tyler arrangierten Fusion aus Neo-Soul, Pop-Melodien, Funk und Rap. Tyler kann stolz sein, denn was wir zu hören bekommen ist experimentell wie großartig. Wie ein begnadeter Tenor führt Tyler das Soundbild von Sample zu Sample, von Adlib zu Adlib und von Keys zu Keys. Der Hip-Hop-Punk ist abgelegt, zu bewusst sind hier die Sounds platziert. Tyler emanzipiert sich und spielt bei den ganz Großen mit.

Foto: (c) instagram.com/feliciathegoat

Kein Punk mehr

Den Rebell hört man auf „IGOR“ immer nur dann, wenn die Verzweiflung den Protagonisten packt. Auf „NEW MAGIC WAND“ nutzt Igor wortwörtlich das Retuschen-Tool, um die Lebensgefährtin seiner Liaison aus dem Bild zu entfernen („I need to get her out the picture, she is really fucking up my frame“). „WHAT’S GOOD“ hingegen erinnert stark an Kanye’s „Yeezus“-Phase: Hier zerlegt Tyler nahezu paranoid ein minimalistisches Brett mit herausragenden Synths und holt nur für ein paar Keys Luft.

„Exactly what you run from, you end up chasing“ – Jerrod Carmichael

Video: „NEW MAGIC WAND“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Featuregäste bewusst im Hintergrund

Features sind auf „IGOR“ bewusst rar und auf der Tracklist grundsätzlich nicht vermerkt. Jede Gastrolle nimmt eine spezielle Funktion ein und trägt zur Geschichte bei. Onkel Charlie Wilson taucht immer dann im Background auf, wenn die ganz großen Gefühle gefragt sind. Prominent nuschelt Playboi Carti etwas von der Liebe („EARFQUAKE“) während Solange die Gefühle von Igor auf „I THINK“ unterstreicht.

Kanye mimt den weisen Freund und bittet den Protagonisten auf „Puppet“ sich zu besinnen. Schade, dass sein Gastbeitrag so klingt als hätte bei der Aufnahme nur ein Mobiltelefon zur Verfügung gestanden.

Foto: (c) instagram.com/feliciathegoat

Im Gegensatz zu vielen anderen Konzeptalben schafft es „IGOR“, den Hörer nah am Narrative zu halten ohne aufdringlich und zu offensichtlich zu werden. Zusammengehalten wird das Konzept von sinnstiftenden Interludes, eingesprochen vom Comedian Jerrod Carmichael, die die Hörer an der Geschichte teilhaben lassen und die Tracks einordnet.

„No, I can’t. I don‘t wanna end this season on a bad episode“ – „ARE WE STILL FRIENDS“

Am Ende des Albums zeigt sich der Protagonist versöhnlich wie demütig. Amateurhaft aber zuckersüß trällert Tyler über eine herausragende Produktion mit Al Green-Sample („Dream“) und Gitarre von Jack White: „Are we still Friends? Can we be friends?“. Das passt zusammen wie Hip-Hop-Videos und Drohnenaufnahmen. Herzzerreißend.

„IGOR“ // Fazit

Tyler The Creator

Das Cover Artwork zum neuen Tyler, The Creator Album „IGOR“

Damit schafft es „IGOR“, den Hörer in 40 Minuten durch alle Höhen und Tiefen der gescheiterten, zwischenmenschlichen Beziehung zu führen. Liebe, Hass, Enttäuschung, Hoffnung oder Demut, alles findet auf dem Projekt seinen Platz. Das Album bietet so viel Tiefe, dass jede Rotation neue Details zum Vorschein bringt.

Es bleibt offen, ob Tyler die Beziehung zu dem Göttergatten so erlebt hat oder ob er uns nur eine gute Geschichte liefern will. Zuzutrauen ist dem Ausnahmetalent alles. Egal jedoch ob selbstreferentiell oder reine Fiktion: Dass Album ist für Tyler oder Igor was „Here, My Dear“ für Marvin Gaye war oder was „808‘s & Heartbreak“ für Kanye war: Ein experimentelles Breakup-Album ohne dabei peinlich zu sein.

Tracklist

01. IGOR’S THEME
02. EARFQUAKE
03. I THINK
04. EXACTLY WHAT YOU RUN FROM YOU END UP CHASING
05. RUNNING OUT OF TIME
06. NEW MAGIC WAND
07. A BOY IS A GUN
08. PUPPET
09. WHAT’S GOOD
10. GONE, GONE / THANK YOU
11. I DON’T LOVE YOU ANYMORE
12. ARE WE STILL FRIENDS?

„IGOR // Album Streams

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von embed.music.apple.com zu laden.

Inhalt laden

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Carsten
Der selbsternannte "Musik-Snob" Carsten ist in seinem echten Leben Brand-Manager mit Vinyl-Fetisch. Vor RAP-N-BLUES.com ritt er für 7 Jahre Shotgun mit KevinNottingham.com durch das US Hip-Hop Spiel. Show some love!







  • Aktuelles

    Liebe Freunde,

    auf RAB geht es aktuell etwas ruhiger zu. Leider haben wir gerade mit einigen Baustellen zu kämpfen, die uns sehr beschäftigen.

    Sobald es ein Update gibt, wie es für uns weitergeht, werdet ihr es hier erfahren. :-)

    Liebe Grüße und bleibt gesund!
    Euer RAPANDBLUES-Team

  • Release Dates

    Deutschrap Release Dates
    20202019201820172016
    US Hip-Hop Release Dates
    20202019201820172016
  • Hamburg Hip-Hop Termine

    Aktuell keine TermineBleibt gesund!


  • Vielen Dank für die schöne Zeit. ❤️


© 2009 - 2020 RAP-N-BLUES.com | Kontakt | Impressum | Datenschutz
Nach oben