Wird es in Zukunft vielleicht häufiger geben: Fünf Fragen an Musikkünstler über ihr neues Album. Los geht es heute mit Slowy, der über sein neues Album Ultima Radio spricht, das in Zusammenarbeit mit Producer 12Vince entstand. Das Album könnt ihr euch in voller Länge hier anhören:
Euer neues Album trägt den Titel „Ultima Radio“, was sicherlich als eine Anspielung auf den Ausdruck „Ultima Ratio“ gemeint ist. Was ist genau damit gemeint? Welche Idee steckt hinter dem Release?
Genau, Ultima Radio spielt auf den Begriff „Ultima Ratio“ an, was soviel bedeutet wie der letzte vernünftige Weg oder auch Ausweg in einem Interessenkonflikt, der Weg, den du selbst einschlägst, wenn du mit keiner der bisherigen, angeboten Optionen zufrieden bist und ging einher mit der Gründung unseres kleinen Label- und Künstlerkollektives „Akai47 Records“ und der Entscheidung, in Zukunft nicht nur noch mehr Liebe, sondern auch selbst noch mehr Arbeit in unsere Releases und die von Freunden zu stecken, um am Ende wirklich zufrieden mit allem sein zu können.
Wie lief der Produktionsprozess ab? Wie lange habt ihr für die Aufnahmen gebraucht?
Ultima Radio fasst eigentlich ganz gut die Zusammenarbeit von 12Vince und mir nach dem Release von Floweffekt zusammen. Deshalb hatten wir da auch keine Lust, Tracks wegzulassen, auch wenn manch einer in der heutigen, schnelllebigen Zeit mit so einer Anzahl an Tracks überfordert sein mag oder wir mit zwei 14-Track-LP’s mehr Geld hätten verdienen können.
In der Platte stecken jetzt gut 1,5 Jahre Arbeit. Vince hat die Beats bei sich zu Hause gebaut, mir dann immer wieder neue bei sich gezeigt und mitgegeben. Ich habe Texte dazu geschrieben, die bei mir aufgenommen und gemischt und dann haben wir in den meisten Fällen zusammen bei ihm in Sessions nach Cuts gesucht. Manchmal hatte jeder von uns auch schon Sachen im Kopf und haben uns ergänzt und er hat die dann umgesetzt.
Der Prozess der Finalisierung hat diesmal auch etwas länger gedauert, da uns wichtig war, das der Kram vom Sound auch akzeptabel klingt und entsprechend haben wir noch Zeit und Geld ins Mastering bei Sven Friederichs gesteckt und uns um eine entsprechende Qualität beim Vinylschnitt bemüht.
Eine Randnotiz zum Album?
Wir hatten eigentlich permanent Spaß bei der Produktion der Platte. Eine besonders herausstechende Anekdote fällt mir da kaum ein. Sehr lustig waren immer die Momente, wo wir auf witzige Inhalte bei Vocalcut-Kombinationen gekommen sind und Takti oder so gehört haben.
Ein weiterer für uns ungewöhnlich glücklicher ausfallender Zufall war sicher der Zeitpunkt, wo ich Vince dazu gedrängt habe, statt nur ein, zwei Beats für die nächsten Tracks, doch mal einem ganzen Schwung Instrumentals nacheinander in einer Spur aus der MPC zu recorden. Kurz darauf ist seine Speicherkarte abgeraucht und die ca. 30 aufgenommen der ca. 200 Beats auf der Karte sind jetzt in etwa so unsere neue Platte. Eine Schweigeminute für die der Nachwelt verwährt geblieben 170 Beats…
Auf dem Album sind auch Pierre Sonality, Edgar Wasser, Dennis Real, The Finn und Forty zu hören. Wie kam die Zusammenarbeit mit den Künstlern zustande?
Mit Forty stehe ich schon seit Jahren auf Bühnen – wir sind Freunde und in einer Crew. Pierre Sonality und The Finn kenne ich jetzt seit Jahren, das sind Freunde und wir haben schon so viel Musik zusammen gemacht, dass davon jetzt mal endlich ein Track auf der Platte gelandet ist. Dennis Real und die 12Drunkies haben wir auch auf Jams kennengelernt und waren sofort auf einer Wellenlänge. Da kommt auch noch mehr an gemeinsamer, bereits entstandener Musik.
Mit Edgar Wasser war das ganz lustig: Wir sind schon vor längerer Zeit zusammen aufgetreten und ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden und mich an seine ersten zwei EPs erinnert, die mir damals sehr gefallen hatten. Ich war überhaupt nicht auf dem Laufenden und dachte, er sei noch so unbekannt wie wir. Wir hatten ein ziemlich interessantes Gespräch über die Frage, wieviele wacke Thematiken anderer Menschen man in seine Texte integrieren sollte, weil sie, selbst als Zitate mit negativem Vorzeichen ja trotzdem zu Inhalten der eigenen Musik werden.
Wir hatten an dem Abend ne dope Cypher und haben dann den Track zusammen gemacht, der zum Teil auch auf einigen Insidern aus dem Austausch basiert. Ich habe danach erst durch ein Video vom ihm mitbekommen, wie bekannt er zu dem Zeitpunkt bereits war. Das wäre fast ein Argument für uns gewesen, den Track nicht mit aufs Album zu nehmen, da wir uns nie an größeren Namen hochziehen wollten. Aber scheiß drauf, er ist ein saunetter, bescheidener, höflicher Mensch – wenn jetzt irgendwelche Hater mit Internet-basiertem Fachwissen daherkommen, sollen die gern machen.
Welches Lied auf dem Album gefällt dir persönlich am besten?
Kann ich immer so schwer sagen. Ich hatte lange Zeit Probleme damit, meine eigene Musik überhaupt zu hören und höre sie privat auch nie – außer notwendigerweise beim Mischen. Sonst würde ich die Text wohl niemals können. Aber auf der Platte sind echt viel Tracks, die ich trotz häufigem Durchlauf beim Mischen mir immer noch gut anhören kann, weil mir die Beats immer noch krass gefallen und ich die Cuts mega dope finde und mich immer noch drüber freue, dass wir uns soviel Zeit für die genommen haben.
Ich mag den Track „Camouflage“ sehr gerne, alleine wegen des Beats und der Cuts. Ich glaube aber auch, dass die Platte mit der Häufigkeit des Hörens wächst und dass auf der D-Seite einige erstmal unscheinbare, potentielle Lieblingslieder schlummern. Das Outro beispielweise, also der Track „High Five“, bedeutet mir persönlich wahnsinnig viel, weil ich wirklich sehr dankbar bin für den Freundeskreis und das Umfeld rund um Rapgalore, die Corner und The Bench, von dem ich jetzt seit ein paar Jahren ein Teil sein darf und für all die wunderbaren Menschen und Freundschaften, die sich dadurch entwickelt haben.
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Wenn euch das Album gefällt, könnt ihr es euch bei HHV, Vinyl Digital oder direkt bei Slowy & 12Vince per E-Mail bestellen: akai47records [at] gmail.com.
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Den Künstlern folgen:
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